Ohne Stress geht es auch: Wege zu mehr Gelassenheit im Pflegealltag
Wer einen nahen Angehörigen pflegt, agiert in einer Vielzahl von Rollen: Er ist Pfleger, Betreuer und Unterhalter, Haushaltshilfe und Alltagsmanager, Einkäufer und Koch und vieles mehr rund um die Uhr – und hat darüber hinaus vielleicht noch weitere Verpflichtungen beruflicher und familiärer Art. Die Pflegenden sehen sich mit Ansprüchen und Erwartungen verschiedenster Art konfrontiert, die Belastung ist hoch – und meist stellt sich bei ihnen ziemlich schnell das Empfinden ein, kaum mehr Zeit für sich selbst zu haben. Hinzu treten eventuell Sorge und Anteilnahme in Bezug auf den Pflegebedürftigen. Damit ist Stress eigentlich schon programmiert.
Da sich Stress nicht nur negativ auf den Pflegenden, dessen psychische Verfassung und körperliche Gesundheit auswirkt, sondern als Grundhaltung auch dem Pflegebedürftigen gegenüber vermittelt wird, ist er für die gesamte Situation mehr als kontraproduktiv. Ein gestresster Pfleger kann keine optimale Betreuung bieten! Damit Stress gar nicht erst aufkommt, gilt es daher, frühzeitig einen Ausgleich zu finden und feste Auszeiten für Entspannung und eigene Interessen in den Pflegealltag einzubauen. Hier sind vor allem der Entschluss und die Einsicht des Pflegenden gefragt, dass es ein paar Stunden oder Tage ohne ihn geht. Letztlich geht es darum, die richtige Balance zu finden …
Abstand gewinnen und dabei neue Kräfte tanken
Um Abstand zu gewinnen, ist es empfehlenswert, den Ort der Pflege – also den Haushalt, in dem die Pflege erfolgt – zu verlassen, um zum Beispiel Essen zu gehen, ein Konzert zu besuchen oder einen Kinofilm zu sehen. Aktivitäten dieser Art bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Freundschaften zu pflegen – denn oft leiden gerade die sozialen Kontakte unter der Angehörigenbetreuung. Wer soziale Kontakte pflegt, ist emotional ausgeglichener und erhält neue Kraft für die Erfüllung seiner Aufgaben. Auch der Pflegebedürftige wird dies registrieren und vielleicht schon bald von sich aus auf Auszeiten bestehen.
Ein anderer wirkungsvoller Ausgleich besteht darin, Sport zu treiben – denn die Bewegung tut nicht nur dem Körper, sondern ebenso der Seele gut. Ob Mannschaftssport, Joggen oder Radfahren: Alle Art des Sports eigenen sich dazu, Aggressionen abzubauen und negative Gefühle loszuwerden. Jeder kann hier ganz frei seinen Neigungen nachgehen und eine Betätigung auswählen, die zu ihm passt. Manche Krankenkassen bieten Fitnessprogramme an, die hierfür in Betracht kommen. Sport entfaltet seine entspannungsfördernde Wirkung am besten dann, wenn er regelmäßig betrieben wird.
Neben diesen Auszeiten ist es hilfreich, mindestens einmal am Tag gezielt zu entspannen, etwa durch Meditation oder autogenes Training. Viele entspannen, wenn sie ein Buch oder die Zeitung lesen. Da Stress und dessen Bewältigung sehr individuell sind, muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm hilft.
TIPP: Auch längere Auszeiten sind bei Bedarf möglich, um übers Wochenende oder für einen Urlaub zu verreisen. Über stationäre Kurzzeitpflege lässt sich dann die erforderliche Betreuung des Angehörigen sicherstellen.